Oder besser eigentlich einlassen – denn das Dampfbad ist eine der altbewährtesten Methoden neben dem Körper auch den Geist zu reinigen. Die wärmenden Nebelschwaden verbessern auf sanfte Weise das Immunsystem, das Hautbild und führen zu innerer Gelassenheit.
Was den Finnen ihre Sauna, das ist den Türken ihr Hamam. So wundert es auch nicht, dass der Hamam-Meister Tugur Ylmaz aus dem Münchner Mathilden-Bad für sein Nationalschwitzbad Partei ergreift: „Die heiße Sauna ist vergleichsweise hektisch und anstrengend mit den eiskalten Güssen. Beim Hamam wird die Körpertemperatur ganz langsam und behutsam erhöht. Deshalb wirkt ein Hamam-Besuch auch eine Woche nach, ein Saunabesuch hingegen meist nur einen Tag“, beschreibt der Tellak das türkische Dampfbad.
Dampfbad in der Weltgeschichte
Doch nicht nur die Türken haben den Dampf für sich entdeckt. Lange bevor die Sauna ihren Siegeszug in Mitteleuropa antreten konnte, gab es eine wahre Dampfkultur. Die Römer entspannten schon – wenn man es mit heutigen Entspannungsformen vergleicht – in einem antiken Wellnesstempel. Neben dem unserem heutigen Dampfbad ähnlichen Caldarium (40 bis 50 Grad bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit) gab es noch das heißere Laconium, das Warmluftbad Tepidarium und den Abkühlraum Frigidarium – eine wahre Thermenlandschaft also. Und auch im Norden schwelgte man gern im Dampf: In Russland ent- wickelte sich die Banja, eine Art Dampfsauna für Hartgesottene. Zwar liegt die Temperatur ähnlich wie in der Sauna, dazu kommen aber noch unzählige Aufgüsse, gerne auch mit Bier oder Wodka versetzt, die die Luftfeuchtigkeit in die Höhe treiben. Und auch hierzulande gab es eine vergleichbare Entspannungsform: das Badehaus. Von den Kreuzrittern wurde das osmanische Hamam ins mittelalterliche Europa gebracht und die Badehäuser fanden dort großen Anklang. Obwohl den Anlagen wegen der nackten Haut damals etwas Anrüchiges anhaftete, machten erst Pest und Syphilis der Badehauskultur den Garaus. Im damaligen Verständnis drangen die Krankheiten über die Hautporen in den Körper des Menschen, als Überträger erklärte man sich das Wasser.
Prinzip Dampfbad
Nichtsdestotrotz konnte sich die Zeremonie des Dampfbads über Jahrhunderte retten. Neben der Sauna ist das Dampfbad wohl die bekannteste Schwitzform und hat dank der Wellnesswelle der 90er, die bis heute keinen Abbruch spürt, jetzt wieder Hochkonjunktur. Fast jede Saunaanlage bietet die sanfte Schwester der Finnenkabine zur Entspannung an. Und auch die traditionellen Hamams haben sich in Deutschland angesiedelt und deren aufwendige orientalische Gestaltung wurde mittlerweile neben dem pompösen Design des römischen Dampfbads in unseren modernen Dampfkabinen aufgenommen. Die Keramik ist nicht nur wasserabweisend und hygienisch, sondern entführt während des Schwitzbads kurzzeitig in eine vergangene Zeit. Dies ist wohl auch einer der Unterschiede zur eher schlicht gehaltenen Sauna, die einige zum Dampfbad tendieren lassen. Hauptgrund ist aber eher der sanftere Wärmereiz gegenüber der Sauna. Im Vergleich zum finnischen Pendant empfinden viele das Bad im feuchten Dampf als weniger belastend für den Körper, als das bei Temperaturen um die 90 Grad der Fall ist. Neben Menschen mit Kreislaufproblemen ist das Dampfbad auch als Alternative für jene zu sehen, denen die heiß-trockene Luft in den Atemwegen und den Augen brennt. Eine relativ niedrige Temperatur von 40 bis 60 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 100 Prozent schmeicheln den Schleimhäuten: Betritt man den Raum, umfängt einen warmer Nebel, hüllt den Körper ein. Die Körpertemperatur steigt, doch das, was am Körper herunterrinnt ist keineswegs Schweiß. Die mit Feuchtigkeit übersättigte Luft kann den Wasserdampf nicht mehr aufnehmen, er schlägt sich stattdessen an kälteren Oberflächen – also der Haut – nieder: Dasselbe Prinzip wie wenn man im Winter mit einer Brille in die warme Wohnung kommt. Wegen des Dampffilms auf der Oberfläche kann die Haut nicht mehr schwitzen, die Körpertemperatur steigt. Deswegen fühlt sich erwärmte feuchte Luft auch immer heißer an als bei selben Temperaturen aber niedriger Luftfeuchtigkeit. Die Feuchtigkeit beschlägt auch Wand und Decke im Dampfbad – deswegen sind die Decken auch entweder kuppelartig geformt oder verfügen eine Schräge, damit das kondensierte Wasser nicht auf den Kopf des Badenden tropft, sondern die Decke entlang an den Wänden hinunterläuft.
Wirkung auf den Körper
Die Reaktion des Körpers auf das Bad im warmen Dampf ist aber ähnlich der auf die heiß-trockene Saunaluft: Durch die erhöhte Umgebungstemperatur erwärmt sich die Haut, die Wärmerezeptoren geben das weiter. Hormone werden ausgeschüttet, Kapillare (die kleinen Blutgefäße der Haut) öffnen sich, das Herz steigert seine Pumpleistung, die Durchblutung wird gesteigert, der Stoffwechsel nimmt zu. Also passiert einiges in unserem Körper, das sich dann unter anderem positiv auf verspannte Muskeln, Gelenkbeschwerden oder Schlafstörungen auswirkt. Dampfbaden hat aber einen hervorzuhebenden Effekt auf die Haut und die Schleimhäute. Durch die verbesserte Durchblutung der Haut und die reinigende Wirkung des Dampfes kann das Hautbild wesentlich verbessert werden, sogar Hautschuppen oder Akne wird gelindert. Die Wirkung des Inhalierens von Dampf als altbewährtes Hausmittel bei Erkältungen kann prophylaktisch auch im Dampfbad genutzt werden: Sobald wir feuchte, warme Luft einatmen, kondensiert diese auch an den kühleren Schleimhäuten. Was sich in den Atemwegen angesammelt hat, wird aufgeweicht oder gar aufgelöst. Durch Düfte kann dieser Effekt noch gesteigert werden, Duftessenzen lassen sich gut im Dampf auflösen – beispielsweise belebt das Aroma von Eukalyptus, beruhigt Kamillenduft.
Praktische Alternative
„Genau wie vor dem Saunagang ist auch vor dem Dampfbad gründliches Duschen Pflicht“, erklärt Günter Till, Fachbeirat Bäder & Thermen im Deutschen Wellness Verband in Düsseldorf. Der Körper wird gereinigt und gleichzeitig auf die Temperatur der Dampfkabine vorbereitet. „Zum Schutz vor Fußpilz gehören auch Badeschuhe zur Grundausstattung.“ Zehn bis maximal zwanzig Minuten sollte das Dampfbad dauern. „Das anschließende Kaltbad ist nicht zwingend notwendig. Hingegen ist Duschen und eine Runde Schwimmen sehr angenehm.“ Für ein erholsames Dampfbad muss man aber mittlerweile nicht unbedingt eine Therme aufsuchen, die Möglichkeit besteht auch, sich ein Hamam für zu Hause zu gönnen. Neben etwas kostspieligeren und platzraubenderen Dampfbädern, kann man auch komfortable, kompakte Dampfduschen oder kleine Kabinen im Badezimmer unterbringen. Hier sammelt das Dampfbad gegenüber der Sauna Pluspunkte:?Als Dampfdusche ist das Schwitzbad sehr einfach in den Alltag zu integrieren und kann nebenbei auch zur täglichen Reinigung genutzt werden.