Der Gang ins Schwitzbad lohnt sich das ganze Jahr. Die Hitze der Sauna lockt jedoch besonders in der kalten Jahreszeit. Aber auch im Frühling und Sommer verspricht die Sauna Entspannung pur.
Herbstzeit ist Saunazeit. Eine Aussage, die nur bedingt stimmt – denn die Sauna hält uns nicht nur in der kalten Jahreshälfte gesund und entspannt, sondern auch bei strahlendem Sonnenschein. Zwölf Monate im Jahr Saunieren, bedeutet auch zwölf Monate gesund sein und gewappnet gegen Grippewellen in der Übergangzeit Frühling und Herbst, gegen Sommergrippe und zum Aufpäppeln unseres Immunsystems in den kalten Wintermonaten. Denn genau genauso wie es sich bei Muskeln, der nur durch regelmäßiges Training fit gehalten werden kann, verhält es sich auch bei unserem Immunsystem.
Dass das Saunafeeling im Winter am Schönsten ist, ist klar: Von Dezember bis Februar könnte der Kontrast vom ungemütlichen Schmuddelwetter und wärmender Saunakabine wohl kaum größer sein. Das Saunabad ist neben seiner Abwehrkräfte stärkenden und entspannenden Wirkung auch eine Wohltat für unseren Hals. Wenn die Wohnungsheizung auf Dauerhochtour läuft, dann lassen uns das unsere Schleimhäute spüren – sie werden von der Heizungsluft ausgetrocknet. In diesem Zustand haben grippale Erreger leichtes Spiel! Durch die angeregte Durchblutung im Nasen- und Rachraum wird dem Infekt entgegen gewirkt. Der richtige Saunaeffekt stellt sich aber durch den Wechselreiz Heiß-Kalt ein. Der in der Saunahitze um ca. zwei Grad erwärmte Körper fällt in ein künstliches Fieber, wobei Bakterien ausgeschaltet werden. Gleichzeitig wird Interferon, ein antivirales Protein, produziert, das auch Viren, Bakterien und Keime bekämpft. Beim Cool-Down werden die erweiterten Blutgefäße schlagartig zusammengezogen, der Sauerstoffgehalt im Körper wird optimiert, die Haut gestrafft. Bei regelmäßigen Saunagang gewöhnt man sich an das Wechselspiel und auch der Übergang von der beheizten Wohnung ins verschneite Draußen fällt dem Körper weniger schwer. Der Cool-Down in der weißen Schneepracht lässt sich auch mit keiner anderen Abkühlmethode vergleichen – der begrenzte Zeitraum, in dem der Schnee zum Einreiben zur Verfügung steht, macht natürlich auch mit den Reiz aus. Denn kaum hat man sich’s versehen, brechen schon die ersten Schneeglöckchen durch die weiße Decke.
Durch die wechselhafte Wetterlage sind wir leider auch im Frühling nicht vor grippalen Angriffen gefeit – was insbesondere die Bürohengste unter uns betrifft. Denn durch die dauerbeheizten Räume, in denen der Durchschnittsstädter mehr als 22 Stunden am Tag verbringt, verkümmern unsere Abwehrsysteme. Im überfüllten Bus reicht schon ein Nießer, um das geschwächte Immunsystem etlicher Mitfahrer zu umgehen und eine Grippe auszulösen. Auch von März bis Mai heißt es also: Ab in die Sauna zum Abhärten durch die heiße Sauna und dem anschließenden kalten Guss!
Ein Schicht aus Schweiß hat sich auf Nacken und Brust ausgebreitet, fährt man mit der Zunge über die Oberlippe bleibt ein salziger Geschmack hängen und legt man erschöpft die Hände auf die Oberschenkel, wird man sich bewusst, wie verklebt die Handinnenflächen, wie erhitzt die Haut ist. Die Hitze ist schier unerträglich… es ist Sommer, also nix wie ab in die Sauna!
Denn anders als die schwüle Sommerhitze, die uns zum keuchen bringt und unseren Kreislauf zu schaffen macht, kann man locker in der Sauna bei 90 Grad relaxen. Obwohl an heißen Sommertagen trotzdem noch ein extremer Temperaturunterschied besteht – immerhin bis zu 60 Grad! – empfinden wir die Sauna als weitaus angenehmer. Denn nur weil das Thermometer auch in hiesigen Breitengraden mal nach oben klettert, bedeutet das nicht, das regelmäßige Finnische Schwitzbad ruhen zu lassen.
Für ungetrübte Urlaubsfreuden bereitet man sich am besten rechtzeitig auf die ungewohnte Hitze vor: Wer regelmäßig in die Sauna geht, trainiert nicht nur seine Venen und Blutgefäße sondern beugt darüber hinaus gerade im Sommer einer übermäßigen Beanspruchung durch Hitze vor. Nicht umsonst gibt die erfahrene Saunagängerin und Ärztin Dr. Novotny den Tipp, mit regelmäßigen Saunagängen sogar die Tropentauglichkeit zu steigern: Saunieren sorgt nicht nur für einen Trainingseffekt des Temperaturausgleichs, vielmehr wird auch übermäßigem Schwitzen vorgebeugt: „Nur bei ungewohnter Hitze werden anfangs reichlich Mineralstoffe mit dem Schweiß ausgeschieden. Nach Gewöhnung reduziert sich der Elektrolytverlust schnell!“, so Dr. Novotny.
Durch den Wechsel von sehr heiß zu sehr kalt wird das Blut ständig zwischen Haut und Innenbereich hin und her transportiert: Dies fördert die Leistungsfähigkeit von Venen und Herz. Bei extremen Wetterlagen kann der Körper so viel schneller reagieren, Erkältungen vorbeugen und sich eben besser auf die Sommerhitze einstellen.
Dass die Sauna so belebend gerade bei schwül-heißen Tagen wirkt, lässt sich durch den Wechsel von der heißen Kabinenluft zum eiskalten Wasserschwall erklären: Beim Cool-Down wird der Körper, der zuvor noch seine Normaltemperatur von ca. 37 Grad um zwei Grad gesteigert hat, wird mit 12 Grad kalten Wasser übergossen. Besonders wenn Sie eine Außensauna besitzen oder Sie von Ihrer Finnenkabine schnell in den Garten laufen, tun sich abwechslungsreiche Abkühlvarianten auf. Am schönsten ist es natürlich, direkt nach dem heißen Schwitzbad in den kühlen See zu hechten, doch in der glücklichen Lage kann sich nun mal nicht jeder schätzen – hier tut’s auch der Sprung ins Tauchbecken! Immer beliebter wird übrigens die Kombination von Saunahütte und Schwimmteich, womit man gleich eine entspannte, natürliche Atmosphäre erzielt, fast wie ein kleiner Kurzurlaub. Breite Veranden, die an der Sauna anschließen oder Stege, die in den Teich ragen, laden zum gemütlichen Verweilen zwischen den Saunagängen ein. Eine schneller zu realisierende und trotzdem spaßige Cool-Down-Methode ist beispielsweise die Kübeldusche. Ein Kübel – meist direkt an oder neben der Sauna angebracht – wird über ein Zugseil betätigt, daraufhin kippt der Kübel und ca. 20 Liter Wasser werden über den erhitzten Körper gegossen. Aber auch mit der einfachen Gartendusche oder -schlauch lässt sich der gewünschte Abkühl-Effekt erzielen.
Zwar sehnen wir uns nach Sommer und Temperaturen, die es uns erlauben, das Hemd mit dem T-Shirt zu tauschen, doch wenn eine richtige Hitzewelle einbricht stöhnt die Nation. Kein Wunder, ist unser Kreislauf auf diese Extrembedingungen nicht eingestellt. Das regelmäßige Saunabad hat in Vorhinein schon abgehärtet und ist außerdem ein guter Fluchtpunkt vor der schwülen Hitze ins angenehme Saunaklima mit anschließenden Cool-Down. Ein weiteres Manko an den sommerlichen Temperaturen, ist, dass es uns schwerer fällt einzuschlafen – wenn das Thermometer immer noch über 25 Grad zeigt, auch kein Wunder. Besucht man abends die Sauna, entspannt sich Körper und Geist, das kühlende Gefühl nach der kalten Dusche oder dem Sprung ins Wasser bleibt, der Puls und Atmung haben sich beruhigt, man schlummert leichter ein.
Und auch im Sommer sind wir vor Viren und Bakterien nicht gefeit. Die Ursachen für die bekannte Sommergrippe sind die gleichen wie auch in der kalten Jahreszeit: Viren suchen ihren Weg durch unser geschwächtes Immunsystem – und dabei sind wir meist selbst schuld. Unser modernes, zum teil sehr unvernünftiges Leben, fördert den sommerlichen grippalen Infekt. Wenn zum Beispiel ein erhitzter und verschwitzter Körper im Sommer vermehrt Zugluft ausgesetzt wird, wie etwa bei einer Klimaanlage oder geöffneten Autofenstern, trocknen die Schleimhäute aus und können daher ihre Funktion als Schutzschild nicht mehr richtig erfüllen. Neben einigen Dingen, die Sie meiden sollten, wie beispielsweise Zugluft, zu kalte Getränke und das Tragen von verschwitzter oder nasser Kleidung, können Sie vor allem eines tun, um Ihr Immunsystem wieder auf Vordermann zu bringen: in die Sauna gehen.
Wenn die Tage dann wieder ab September kürzer werden, treibt es uns sowieso wieder in die hitzige Atmosphäre der Sauna. Denn wenn das Sonnenlicht immer rarer wird, sehnt sich unser Körper nach Wärme. „Wärme ist ein elegantes Therapeutikum“, schwärmt Dr. Benno Ostermayr von der Klinik für Naturheilverfahren in München-Harlaching, „Patienten verbinden damit positive Gefühle wie Geborgenheit und Nähe.“ Nicht nur auf unsere Psyche wirkt Wärme wohltuend: So werden Entzündungsstoffe, die etwa das Kniegelenk wegen der Schmerzen lahm legen können, schneller abtransportiert, andere entzündungshemmende Stoffe gelangen besser dorthin, wo sie wirken sollen. Kein Wunder also, dass die Finnen mit ihren langen Wintern treu bleiben – und das das ganze Jahr über. Um zwölf Monate hindurch die positive Wirkung der Sauna auf Gesundheit und Seele zu erfahren, bleiben auch Sie Ihrem regelmäßigen Saunaritual treu!