Sauna mit der ganzen Familie – geht das gut? Stärkt man die Gesundheit des Kindes oder schadet die Hitze? Und gibt es eine Altersbegrenzung für die Finnenkabine? Fragen, die es zu beant- worten gilt, wenn die ganze Familie einen Saunatag macht.
„Benni, vergiss dein Handtuch nicht!“, ruft Eva Mair ungeduldig in Richtung Kinderzimmer ihres Sohnes. „Bademäntel, Honigcreme, Handtücher … alles drin“, murmelt Eva in ihre Badetasche. Heute hat die Familie, bestehend aus Mama Eva, Papa Günther, dem achtjährigen Benni und 18-monatigen Luca, einen gemeinsamen Saunanachmittag mit den Großeltern geplant. Da diese schon seit über zehn Jahren begeisterte Besitzer einer Außensauna sind, hat es sich in der Drei-Generationen-Familie eingebürgert, samstags ein Schwitzbad zu nehmen.
Dabei hat jedes Familienmitglied unterschiedliche Gründe, die Finnische Schwitzkabine zu besuchen. Die 38-jährige Eva gibt als Hauptintentsion an, die Zeichen der Zeit mit dem Saunabad von Körper und Gesicht wegschwitzen zu wollen. Zwar ist die Sauna keine Zeitmaschine, die Sie nach dem Schwitzgang wie 20 aussehen lässt, doch wird das Gewebe stärker durchblutet, was sich positiv auf den Teint aber auch auf die ungeliebten Cellulitedellen auswirkt, von denen 80 Prozent der Frauen betroffen sind.
Ihr Mann Günther will vor allem dem Alltagsstress im Büro entfliehen. Hier sollte man sich gründlich überlegen, ob man seine lieben Kleinen mit in die Sauna nehmen möchte. Ruhe und Entspannung sind nicht unbedingt die Attribute, die auf die gemeinsam verbrachte Zeit mit seinen Sprösslingen zutrifft. Wer sich für ein Schwitzbad mit der ganzen Familie entscheidet, findet wahrscheinlich nicht Wellness pur, doch tut man seinen Kindern etwas Gutes und wird Spaß und Freude am gemeinsamen Saunaerlebnis haben. Besonders das Abkühlen danach kann spielerisch gestaltet werden.
Für Benni ist es ein Spaß, in das Saunaritual der Großen involviert zu sein. Anders als seine Schulkameraden in der 2. Klasse steckt sich Benni nicht so oft an, wenn die Grippe grassiert. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind die positiven körperlichen wie psychischen Auswirkungen der Heiß-kalt-Reize auch für Kinder offensichtlich: Aktivierung der Abwehrkräfte, Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems, Linderung von bestimmten Hautkrankheiten sowie Vorbeugen von Atemwegs- und Infektionskrankheiten wie Bronchitis, Asthma oder Grippe. Zudem wirkt Saunabaden gegen Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Nervosität und Aggressionen. Diese Wirkungen bestätigt Rolf-A. Pieper, Geschäfts- führer des Deutschen Sauna-Bundes aus Bielefeld: „Aus medizinwissenschaftlichen Studien ist seit langem bekannt, dass Kinder, die regelmäßig Saunabaden, nur die Hälfte an Schulausfalltagen haben wie nicht badende.“ Ideal- erweise saunieren Kinder bei einer milden Temperatur von ca. 65-75 °C – diese Temperatur herrscht meist auf der zweiten Saunabank.
Auch für Kinder ist der Aufguss beim Saunabaden ein ganz besonderes Erlebnis, der, richtig zelebriert, Langeweile im Saunaraum ganz schnell verfliegen lässt. Dabei wird mit einer großen Holzkelle Wasser auf den Saunaofen geträufelt, das mit ein paar Tropfen Aufgusskonzentrat oder Öl einer bestimmten Duftnote angereichert ist. So entsteht ein Dampfstoß, der die Wärme und den Feuchtigkeitsgehalt im Saunaraum erhöht. Hilfreich ist dabei, wenn die verwendeten Produkte keine synthetischen Duftstoffe enthalten, da diese ein al-lergenes Potenzial besitzen können. Ein hohes Maß an Sicherheit bieten die gemäß der Richtlinie „Geprüfte Qualität“ des Deutschen Sauna-Bundes zertifizierten Sauna-Aufgusskonzentrate und Duftstoffe. Denn sie enthalten ausschließlich natürliche oder naturidentische Inhaltsstoffe.
Luca, das Nesthäkchen, ist auch beim Familienschwitzbad dabei, und das schon seit seinem vierten Lebensmonat. Schon ab diesem zarten Alter können Eltern das Immun-system ihrer Kinder steigern. Zu Anfang sollte man aber auf Aufgüsse verzichten und jeder Gang sollte nur drei Minuten dauern – mit der Zeit kann das gesteigert werden. Vergessen Sie hier bitte Eieruhren, sondern richten Sie sich nach dem Verhalten Ihres Kindes und verlassen Sie den Raum, wenn es signalisiert, sich unwohl zu fühlen.
Opa Herbert und Oma Gertrud freuen sich über den Besuch der jungen Familie und nehmen begeistert am Saunabad teil. Gleichzeitig kann Herbert auch seinen Blutdruck senken und die beiden Senioren genießen es, ihren Lebensstil gesund zu gestalten. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Lebenserwartung nur zu einem Drittel ererbt ist, der Rest hängt von der individuellen Lebensführung ab. Wer beginnen will, etwas für sein persönliches Anti-Aging zu tun, kann gerade mit dem Besuch der Sauna, des Dampfbads oder der Infrarotkabine entscheidend zur Verbesserung seiner Gesamtkonstitution beitragen: Regelmäßiges Saunieren stärkt das Immunsystem und beugt etwa Kreislauferkrankungen vor.
Und während der Schwangerschaften? Verzichtete Eva damals auf das Saunabad? „Ich glaube, dass ich die Schwangerschaft auch dank der regelmäßigen Saunabesuche entspannt erlebt habe“, ist sich Eva sicher. In Finnland ist das Saunieren während man ein Kind erwartet, keine Seltenheit: Eine Umfrage in einer Frauenklinik ergab, dass gut 90 Prozent der Frauen während der Schwangerschaft regelmäßig die Sauna besucht haben. Außerdem konnte in Untersuchungen festgestellt werden, dass durch das regelmäßige Saunabad die Geburt erleichtert und teilweise verkürzt wurde. Zudem verringert sich durch das Training der Gefäße beim Wechselspiel zwischen heiß und kalt das Risiko schwangerschaftsbedingter Krampfadern. Natürlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass schwangere Sauna-Anfängerinnen dieselben Effekte kurzfristig erzielen können – es gilt die allgemeine Empfehlung, erst ab dem vierten Schwangerschaftsmonat die Sauna zu besuchen.
Der Hauptgrund für das samstägliche Saunabad fasst Günther Mair so zusammen: „Nichts ist schöner, als sein Hobby mit der ganzen Familie teilen zu können – und dabei auch noch aktiv seine Gesundheit zu fördern.“
Text: Patricia Pfister