Bereits vor tausenden von Jahren kannten unsere Vorfahren die gesunde und heilende Wirkung von Schwitzbädern. Die wichtigsten Zutaten: Feuer, Steine und Wasser. Daran hat sich bis heute wenig geändert.
Römisches Badehaus
Die Badekultur existiert bereits seit Urzeiten. Historiker gehen davon aus, dass Steinschwitzbäder – mit trockener oder feuchter Hitze – bereits in der Steinzeit genutzt wurden. Dazu wurden Höhlen oder Erdgruben mit Ästen und Laub abgedeckt, Feuer brachte Steine zum Glühen und sie erhitzten die Luft – fertig war die Ursauna. Wenn zusätzlich Wasser über die heißen Steine geschüttet wurde, entwickelte sich angenehmer Dampf. Die Schwitzbäder dienten wohl vor allem der körperlichen Reinigung. Energie war schon damals kostbar – und Luft lässt sich leichter erhitzen als große Mengen Wasser. Jede Höhle und jedes Zelt ließen sich von den wandernden Völkern schnell in eine Schwitzstube verwandeln – und man war von Wasserquellen unabhängig. Die ersten Funde stammen aus Ostasien. Von dort aus trat das Schwitzbad seinen Siegeszug an, verbreitete sich auf der nördlichen Hemisphäre. Es wurde über die Beringstrasse nach Nordamerika getragen, wanderte dann weiter nach Mittel- und Südamerika. Die Tradition der Schwitzhütte findet man bei den Inuit in Alaska und auch bei den Indianerstämmen der amerikanischen Kontinente.
Von Kleinasien aus trat das Schwitzbad den Weg in den Mittelmeerraum an. Die slawischen Volksstämme brachten die Bäder nach Mitteleuropa. Auch die Finnen sind vor etwa 2000 Jahren von der Mongolei aus gen Norden gezogen, mit der Schwitzkultur im Gepäck. Die älteste Beschreibung stammt vom griechischen Historiker und Völkerkundler Herodot (484 bis 425 v. Chr.). Er berichtet von einem Nomadenvolk, die aus Stangen und festem Stoff ein Zelt aufstellten. In einem Topf wurden Steine zum Glühen gebracht und Hanfkörner darauf geworfen, das erzeugte starken Dampf, den – laut Herodot – kein griechisches Dampfbad übertreffen konnte.
Die Griechen legten als Erste in den Sportstätten, den Gymnasien, spezielle Baderäume an: für kalte Wannenbäder und trockene Schwitzbäder mit Heißluft – das so genannte Laconium. Die Griechen nutzten also bereits den wohltuenden und gesunden Wechseleffekt von heiß und kalt. Ab dem dritten Jahrhundert vor Christus gab es die ersten Dampfbäder (Sudatorium), sie waren vor allem in Sparta beliebt. Dazu wurden heiße Steine mit Wasser übergossen und der Dampf zu Reinigung und Abhärtung genutzt.
Im Römischen Reich wurde die griechische Badekultur weiterentwickelt. In jedem Ort gab es prächtig ausgestattete Badehäuser (balneae) mit Warmlufträumen und Becken mit heißem und kaltem Wasser. Das Bad sollte nicht nur reinigen, ihm wurde auch eine heilende Wirkung nachgesagt. Im vierten nachchristlichen Jahrhundert existierten allein in Rom 900 öffentliche Bäder. In den Thermenanlagen gab es verschiedene Räume, mit unterschiedlicher Funktion und Temperatur. Im Apodyterium konnten sich die Besucher ausziehen und ihre Kleidung in kleinen, abschließbaren Wandnischen verstauen. Das Baderitual begann im Kaltbaderaum, dem Frigidarium, ausgestattet mit ein bis zwei Kaltwasserbecken. Weiter ging es im Tepidarium, einem lauwarmen, trockenen Durchgangsraum, in dem sich die Besucher bei angenehmen 20 bis 25 Grad aufwärmen konnten. Der zentrale Raum der Therme war das Warmbad, das Caldarium. Um die Wärme der Sonne zu nutzen war der Raum immer nach Süden ausgerichtet. Im Warmbad herrschten angenehme 50 bis 60 Grad. Beheizt wurde es durch eine Hypokaustenanlage, eine antike Form der Fußboden- und Wandheizung. Die Besucher mussten allerdings Holzschuhe tragen, um sich nicht die Füße zu verbrennen. Große Thermen hatten noch eine Besonderheit aufzuweisen: Im kleinen Laconium wurde die große Hitze nicht durch eine Fußbodenheizung erzeugt, sondern durch einen Holzofen. Man konnte sich in eingelassenen Nischen niederlassen und noch einmal richtig schwitzen. Das Laconium entspricht also in etwa der heutigen Sauna. Zum Abschluss suchte man noch einmal den Kaltbaderaum auf, um sich abzukühlen. Das Frigidarium war oft der größte Raum der Therme, und wurde als Aufenthaltsraum genutzt. Hier wurde entspannt – und alle wichtigen gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen getroffen.
Nach dem Untergang des römischen Reiches verschwand auch die Badekultur für lange Zeit aus Europa. Die germanischen Bäder, die zum ersten Mal im 7. Jahrhundert auftauchten, waren nur Kellergruben mit einem Holzdach – keine Spur von Genuss und römischer Opulenz. Erst durch die mittelalterlichen Stadtgründungen wurden ab dem 13. Jahrhundert wieder öffentliche Badestuben eingerichtet. Die Schwitzstuben der spätgotischen Dampfbäder gehören zur Blütezeit der europäischen Badekultur. Dort kümmerten sich so genannte Bader nicht nur um das Schwitzbad, sie schnitten Haare, rasierten und boten sogar Massagen an – eine Art mittelalterlicher Day-Spa. In Nürnberg gab es im 15. Jahrhundert öffentliche Dampfbäder nach asiatischem Vorbild. Trotz ihrer Beliebtheit verschwanden die Badestuben fast völlig. Die Gründe: Angst vor Sittenverfall, Seuchen, der 30-jährige Krieg und ein neu erwachtes Schamgefühl. Es folgte die Zeit der Trockenhygiene. Mit Puder, Pomade und Duftsäckchen wurden Gerüche übertüncht, man wusch sich nur sehr selten.
Erst ab dem 18. Jahrhundert wurde die Trockenhygiene wieder vom neu erwachten Badespaß abgelöst, es wurden öffentliche und auch private Bäder errichtet. Die öffentlichen Badeanstalten dienten vordergründig medizinischen Zwecken. In den Kurbädern traf sich die gehobene Gesellschaft, um sich zu erholen und Krankheiten behandeln zu lassen. Die Kurbäder von einst sind also so etwas wie die Vorbilder für die neuen Wellness Landschaften. Seit den 30er Jahren wurde die traditionelle Sauna in Deutschland immer beliebter und im Laufe der letzten 50 Jahre entwickelten sich neue Bade- und Wellness-Trends – und die gesunde und wohltuende Schwitzkultur ist wieder zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden.