Wie passt transpirieren in der Sauna und Kunst zusammen? Schweiß und Farbe, Holz und Leinwand, Gluthauch und Inspiration – die Finnenkabine wurde zur Muse unterschiedlichster Künstler. Wir haben exklusiv die besten Beispiele aufgespürt.
Ausgezeichnete Sauna-Kunst
Anlässlich des 40-jährigen Firmenbestehens schrieb das Unternehmen B+S Finnland Sauna aus dem westfälischen Dülmen den Kunstpreis „Natürlich gut“ bundesweit aus. Ein Thema, das zahlreiche Künstler inspirierte, ihren Entwurf für eine Kunstsauna einzureichen. „Die Entwürfe reichten von abstrakter Malerei bis hin zu momentan sehr modernen fotorealistischen Darstellungen“, berichtet die Marketingleiterin Martina Kupper. Als Sieger ging Norbert Härtl aus Attenkirchen mit seiner abstrakten Interpretation des Themas hervor. Was zunächst nur im Kleinformat existierte, galt es schließlich auf Leinwand zu bringen. Dazu trat der Künstler aus dem Süden den Weg nach Dülmen an. „Es ist schon eine besondere Arbeit, die man als Maler in einer Produktionshalle anfertigt. So war ich ganz nah dran und umgeben von feinstem Holz“, freute sich der 62-jährige über den ganz besonderen Arbeitsort.
Kunstraum Sauna
Zum einjährigen Jubiläum der Sauna der Zukunft der „Toskana Therme Bad Sulza“ am 17. April 2010 wurden Werke von Künstlerinnen und Künstlern präsentiert, die sich mit der Sauna als neuartigem Kunst- und Medienraum auseinander gesetzt haben. Eine besondere Sauna-Video-Installation zeigt die Diplomandin der Bauhaus-Universität Dagmar Fella. Sie hat in „Bad Sulza“ in den vorangegangenen Monaten Gesichter von Saunagästen gefilmt, bei denen ganz allmählich die Zeichen der steigenden Temperatur erkennbar werden. Drei dieser Filme mit jeweils drei Gesichtern laufen parallel – eine meditative Studie, die einen ungewöhnlichen Blick auf Menschen in der Sauna eröffnet. Ihre Videoinstallation mit dem Titel „Von Angesicht zu Angesicht“, entstand in enger Kollaboration mit der „Toskana Therme Bad Sulza“. Sie schreibt dazu: „Die Sauna ist ein Ort, der körperliche Reaktionen provoziert. Durch die extreme Hitze wird der Mensch nicht auf geistiger, sondern auf sinnlicher Ebene vollkommen von den Umständen aufgesogen. Das physische Erlebnis, die Hitze, das Schwitzen, kann als kathartischer Prozess verstanden werden, denn er wird mit einem Zustand höchster Entspannung belohnt. Mit dem Ziel, die Schönheit dieser intensiven Erfahrung einzufangen, entstanden insgesamt 18 Videoportraits saunierender Menschen denen der Betrachter nun auf Augenhöhe begegnen kann.“
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Die Sauna als unerschöpfliche Inspirationsquelle
Das finnische Turku, das sich zusammen mit dem estnischen Tallinn 2011 den Titel der Kulturhauptstadt Europas teilte, feierte den finnischen Exportschlager ein ganzes Jahr lang als Kunstwerk. Und wie könnte es anders sein, besinnt sich Turku auf etwas urfinnisches, das Tradition und Kultur der Stadt widerspiegelt: die Sauna. Nun konnten Einwohner und Besucher nicht bloß in gewöhnlichen Schwitzhütten transpirieren, sondern vier außergewöhnlichen Saunawelten entdecken. Die Sauna muss eine schier unerschöpfliche Inspirationsquelle für die skandinavischen Künstler sein, die ihre individuellen Saunakunstwerke in Turku präsentierten. Das beginnt bei der „Solaris Sauna“, einem gläsernen Schwitzkonstrukt mitten in der Stadt, das die Grenzen von Privatsphäre und Öffentlichkeit verschwimmen lässt. Apropos schwimmen: Die Sauna „Hot Cube“ lag auf dem Fluss Aura vor Anker und ermöglicht durch einen Gitterboden einen Blick in die Tiefen des Wassers. Und noch eine Schwitzkabine war nahe am Wasser gebaut – oder eigentlich darüber. Besucher der „Sauna Obscura“ in den Ostseeschären konnten sich von den Projektionen der Umgebung auf Kabinenwände und Haut der Schwitzenden faszinieren lassen. Für Verwirrung sorgte die „Sounding Dome Sauna“, erinnerte sie doch eher an eine Knoblauchknolle als an eine typische Sauna.
Saunaskulptur in Wien
„Der Tod steht ihr gut“ wäre wohl ein passender Name für die Saunaskulptur „Wellness Skull“ von Joep van Lieshout. Der niederländische Künstler zeichnet ein makabres Bild des heutigen Gesundheitskults: „Die Freizeitindustrie ist der wichtigste Markt innerhalb unserer heutigen Gesellschaft. Allmählich verliert der Glaube jede Bedeutung und wird durch eine alternative ‚Selbsterfahrung‘ durch Reisen, Sport und Wellnesscenter ersetzt.“ Van Lieshouts humorvolle Deutung des Vanitas-Symbols verbindet zwei scheinbare Gegensatzthemen in einer Skulptur: Er entlarvt übertriebenen Wellness-Wahn als Kampf gegen die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers und den Verlust des Glaubens. Nirgendwo anders als im Zentrum von Wien, der Stadt mit dem wohl sehnsüchtigsten Verhältnis zum Tod, starrte der Totenschädel Wienern wie Touristen an. Leider ging die öffentliche Ausstellung bereits 2009 zu Ende, nichtsdestotrotz darf die Skulptur ganz oben in die Riege der skurrilsten Saunen gereiht werden. Der überdimensionale Totenkopf ist viereinhalb Meter hoch und sechs Meter breit – und wäre theoretisch funktionstüchtig. Immer wieder steigt Dampf aus den Augenhöhlen, wenn die Anlage in Betrieb genommen wird, jedoch nicht zur Nutzung, nur zum Betrachten gedacht. Im Schädel befindet sich alles, was man von Spas kennt: Im Hals gibt es ein kleines Bad mit Whirlpool, vorne im Schädel findet sich die Sauna.
Text: Patricia Pfister