Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, sind jene im Vorteil, die ihre Abwehrkräfte mit einer Sauna stärken. Denn wer regelmäßig ins Schwitzen kommt, ist deutlich seltener erkältet, fröstelt weniger und verwöhnt zudem Körper und Psyche.
Ob in der trockenen Hitze einer Finnischen Sauna oder in den wabernden Nebelschwaden eines orientalischen Dampfbades: Schwitzen ist gesund. Die Finnen wissen das schon lange. Im Mutterland der Sauna gehört das schweißtreibende Vergnügen für rund 85 Prozent der Finnen zum Alltag. Auch in Deutschland liegen die heißen Wohlfühloasen im Trend. Rund 30 Millionen Deutsche entspannen nach Angaben des Deutschen Sauna-Bundes mehr oder weniger regelmäßig in wohltuender Hitze. Die milde Überwärmung in Sauna und Dampfbad verbessert die Immunabwehr, denn sie stimuliert die Bildung körpereigener Killerzellen und Abwehrstoffe im Blut. Außerdem werden die Atemwegsschleimhäute besser durchblutet. Vor allem das Immunsystem profitiert von den regelmäßigen Schwitzkuren. Saunagänger sind seltener krank und überstehen Infekte schneller. Ihre Wärmeregulation ist so gut trainiert, dass ihr Körper sich schnell auf wechselnde Temperaturen einstellt und deshalb weniger anfällig ist, wenn es draußen kalt und feucht wird. „Schwitzen ist ein lebensnotwendiger Vorgang“, bestätigt Professor Dr. Matthias Augustin, Leiter der Poliklinik an der Hautklinik im Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf. Denn das Temperaturmanagement des Körpers läuft über die Haut. Die Schweißabsonderung – sie wird durch das Nervensystem und Hormone gesteuert – ist Übungssache.
„Schwitzen kann man trainieren“, sagt der Hautspezialist. Ein einmaliger Saunatag reicht dafür allerdings nicht aus. Erst nach regelmäßigen Saunabesuchen – am besten einmal die Woche – kommt die Schweißproduktion schneller in Gang. Doch das erklärt die Resistenz gegen Infektionen nur zu einem Teil. Die für den Körper ungewohnt hohen Temperaturen (im Dampfbad um 50 Grad Celsius, in der Finnischen Sauna um 90 Grad Celsius) erweitern zudem die Blutgefäße und kurbeln den Kreislauf an. Die bessere Durchblutung stimuliert die Stoffwechselvorgänge des Körpers. Die Temperatur im Körperinneren steigt einem künstlichen Fieber gleich um ein bis zwei Grad an. Das fördert die Aktivität von Abwehrzellen, die im Organismus Krankheitserreger reduzieren. Bei akuter Erkältung sollte man jedoch auf Dampfbad oder Sauna verzichten, da Viren und Bakterien sich im überwärmten Körper noch schneller vermehren.
Erst die sich abwechselnden Wärme-Kälte-Reize durch die kalten Anwendungen machen das Saunieren so gesund. Sie sind das optimale Training für Herz und Kreislauf. Wer aus der Sauna an die frische Luft geht, kühlt die Lungen und erhöht den Sauerstoffgehalt im Blut. Beim anschließenden Abkühlen unter der Dusche oder im Tauchbad verengen sich die Blutgefäße wieder. Der Kreislauf stabilisiert sich. „Es ist wichtig, sich lange genug abzukühlen“, betont Augustin, „damit das künstliche Fieber endet.“ Dafür eignet sich ein lauwarmes Fußbad, das die Blutgefäße wieder etwas erweitert und den Wärmetransport an die Hautoberfläche ermöglicht. Denn wer es bei einem eiskalten Tauchbad belässt, hat in seinem Körperinneren noch Wärme gespeichert, schwitzt bald nach und fühlt sich schlapp.
Um sich rundum zu verwöhnen, muss man sich schon zwei bis drei Stunden Zeit lassen. Wichtig für die Erholung von Körper und Geist sind die Ruhezeiten zwischen den Saunagängen. Wohlige Zufriedenheit macht sich breit, denn die Warm-Kalt-Wechselreize fördern die Produktion der körpereigenen Endorphine (Glückshormone) Serotonin und Dopamin. Ein bis zwei Stunden nach dem Schwitzbad stellt sich dann eine angenehme Müdigkeit ein. Das spricht für einen Saunabesuch am Abend.
Es gibt viele Möglichkeiten, ins Schwitzen zu kommen. Sie unterscheiden sich vor allem durch die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Die trockene Hitze der Sauna tut auch Menschen mit Bronchitis und Asthma gut. Die Atemwege entkrampfen, entschleimen und werden von Reizstoffen gereinigt. Das Dampfbad ist wegen der niedrigeren Temperaturen etwas kreislaufschonender und die feuchte Luft wirkt dem Austrocknen der Schleimhäute in Rachen und Nase entgegen.
Saunabesuche können neben der Infektanfälligkeit auch rheumatische Erkrankungen, allgemeine Schmerzen des Bewegungsapparats und Atemwegserkrankungen positiv beeinflussen. Das gilt auch für Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis, etwas zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck. Hochdruckpatienten sollten aber das Tauchbecken meiden, da dort der Blutdruck immens ansteigt. Bei Herzbeschwerden sicherheitshalber den Arzt fragen.
Wer glaubt, mit den Schwitzkuren etwas für sein jugendliches Aussehen zu tun, irrt jedoch. „Die Alterung der Haut kann man mit Saunabaden nicht aufhalten“, sagt Professor Augustin. Was Stress, Alkohol, Nikotin und UV-Licht bewirkt haben, könne man nicht mehr kompensieren. Ein kleiner Trost: Nach dem Saunieren fühlt sich die Haut glatter und weicher an, sieht rosig und gesund aus. Das liegt an der gründlichen und schonenden Reinigung. Durch das Schwitzen und die Wasseranwendungen quillt die oberste Hautschicht auf, verhornte Hautzellen lockern sich und lassen sich gut abspülen:
Sauberer als nach der Sauna kann die Haut nicht sein.