Die Sauna ist gesund und stärkt unser Immunsystem – aber gilt das auch für bereits kranke Menschen? Darf man mit Grippe zur Schwitzkur? Und nach einem Herzinfarkt? Oder bei Allergien? Wann ist wirklich Schluss mit dem Saunabad?
Die Sauna gilt nicht erst seit dem Wellnessboom der 2000-Jahre als das Allheilmittel schlechthin: Die Sauna hilft gegen allerlei Zipperlein genauso wie gegen chronische Krankheiten. Das regelmäßige Schwitztraining hilft gegen Akne und Durchblutungsstörungen, genauso wie es sich positiv auf Depressionen und Bluthochdruck auswirkt. Doch diese weitgreifend wohltuende Gesundheitsvorsorge wird manchmal nicht als das gesehen, was sie ist: vor allem Prophylaxe. Die Grippe schwitzt man sich nicht in der Sauna aus, sondern eingemummelt in Decken samt Wärmeflasche. Denn das Schwitzbad mit seinen extremen Temperaturunterschieden von bis zu 90 Grad in der Kabine und nur 12 Grad beim Abkühlen durch eine Wasseranwendung bedeutet Stress für den Körper. Was im Normalfall positiv zu deuten ist und unsere Abwehrfähigkeiten gegen Viren und Bakterien steigert, schwächt einen bereits kranken Körper zusätzlich. Statt der erhofften Genesung verschlimmert man so noch seinen Krankheitszustand. Neben der eigenen Gesundheit gefährdet man mit solch einem Verhalten auch seine Mitsaunierer – hier trifft der Spruch vollends zu: Abwarten und Tee trinken. Ohne ansteckende Grippe oder Fieber können Sie wieder in die Sauna und stärken Ihr Immunsystem im Vorhinein, um eine weitere Ansteckung zu vermeiden.
Meist kein Saunaverzicht
Aus ärztlicher Sicht gibt es aber nur wenige Krankheiten, die den Saunagang verbieten. Vor allem sind das Herzinfarkt, Schlaganfall sowie die besagten Infektionskrankheiten und Fieber. Und selbst da kann oft ein schonenderes Saunabad als Alternative zur 90-Grad-Schwitzkur genossen werden. Menschen mit erhöhtem Blutdruck müssen beispielsweise nicht gänzlich auf die Sauna verzichten: Eine Studie des renommierten Universitätsklinikums Charité in Berlin konnte die positive Wirkungskraft einer schonenden Saunaform, dem Sanarium von Klafs, auf Bluthochdruckpatienten belegen. 38 Prozent der Patienten erlebten eine Blutdrucknormalisierung durch das zwei Mal wöchentliche Schwitzbad bei 46 bis 60 Grad und 40 bis 55 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Während die Hitze den Blutdruck aber sogar senkt, verengen sich die Blutgefäße beim Cool-Down, der Blutdruck steigt. Laut Dr. Rainer Brenke, Facharzt für Innere Medizin und Naturheilkunde von der Hufeland-Klinik in Bad Ems, sind kalte Duschen prinzipiell kein Problem. Aber: „Ins Tauchbecken sollte man mit hohem Blutdruck nicht steigen“, warnt der Arzt. Zu der Kälte komme dann nämlich noch der Wasserdruck, der den Blutdruck zusätzlich in die Höhe treibt.
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Herzenssache Sauna
„Menschen, die unter starken Herzrhythmusstörungen leiden, dürfen nicht in die Sauna gehen“, sagt Dr. Brenke. Bei Herzschwäche entscheidet die Leistungsfähigkeit darüber, ob Saunagänge möglich sind. Wer auf dem Fahrrad-Ergometer 75 Watt oder mehr leisten kann, darf laut Brenke auch in die Sauna. Sicherheitshalber sollten Herzpatienten den geplanten Saunabesuch mit ihrem Arzt besprechen. Auch hier gilt: Auf extreme Kaltwasservarianten muss verzichtet werden. Dr. Martin Trinker, Facharzt für Innere Medizin und Lungenkrankheiten sowie ärztlicher Direktor im Life Medicine Resort im Kurzentrum Bad Gleichenberg, rät zudem an Herzenge (Angina pectoris) Erkrankten zur Zurückhaltung beim Thema Sauna: „Solange man von dieser Durchblutungsstörung betroffen ist, sollte man den Kreislauf nicht noch zusätzlich belasten. Schwere Herzinsuffizienz und Rhythmusstörungen verbieten einen Saunabesuch.“
Auf Krankheitsverlauf achten
Bei manchen Krankheiten kommt es ganz auf den Verlauf an, wie zum Beispiel bei Rheuma: Betroffene sollten nur dann in die Sauna, wenn sie in einem entzündungsfreien Intervall sind. Jedoch ist „bei chronischen Verläufen die Wärme meist eine Wohltat. Vorsicht ist allerdings beispielsweise bei akuter Arthritis angesagt, in diesem Fall schadet die Hitze“, so Dr. Trinker, der als Experte rund um medizinische Fragen im Buch „Das große Saunabuch“ Antworten gibt. Ein weiteres Beispiel ist Asthma: Bei akuten Asthmaproblemen sollte man auf das Schwitzbad verzichten, ansonsten profitieren Asthmatiker durchaus von der Sauna, da durch die Entspannung der Bronchialmuskulatur ein besseres Durchatmen möglich ist. Der Kälteschock beim Cool-Down kann jedoch zu einer reflexartigen Verengung der Bronchien führen und einen akuten Anfall auslösen. Asthmatiker sollten also lieber warm duschen und auf das Tauchbad im Eiswasser auf jeden Fall verzichten. Außerdem sollten Asthmatiker laut Dr. Trinker bei der Wahl des Aufgussmittels achtgeben: „Handelt es sich um allergisches Asthma, kann es bei Aufgüssen mit Ölen zu Beschwerden kommen, reine Wasseraufgüsse sind natürlich okay.“ Dasselbe gilt für andere allergische Reaktionen – wobei es natürlich ganz auf die jeweilige Allergie ankommt: „Bei entsprechender Hygiene in der Sauna muss man nur auf Kleinigkeiten achten. Bei den Aufgüssen sollte man im Falle einer Allergie dafür sorgen, dass den Ölen keine Stoffe zugefügt sind, die man eventuell nicht vertragen könnte“, erklärt Dr. Trinker. „Kontaktallergiker besorgen sich besser ein Saunahandtuch mit zwei unterschiedlichen Seiten, sodass für sie gleich ersichtlich ist, welche Seite auf der Bank gelegen hat.“
Klärendes Arztgespräch
Vorsichtig sollten auch Menschen sein, die einen Schlaganfall erlitten haben, hier kann man die Frage Sauna: Ja oder Nein? nicht so einfach beantworten. Vor allem das Ausmaß des Anfalls spricht für oder gegen die Schwitzkur – und das kann nur das Gespräch mit dem Arzt abklären. Massive Einschränkungen gibt es auch bei Erkrankungen des Nervensystems wie beispielsweise Epilepsie, Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson. „Hier muss ich dringend von einem Saunabesuch abraten, da diese Krankheiten noch viel zu wenig erforscht sind und ich die Betroffenen nicht diesen Extrembelastungen aussetzen würde“, so Dr. Trinker.
Auf den eigenen Körper hören
Für einen Großteil der Krankheiten – auch der schweren Erkrankungen – müssen Betroffene nicht auf das erholsame Saunabad verzichten. Ein klärendes Gespräch mit dem behandelnden Arzt, schonenderes Saunen und ein Gespür für den eigenen Körper und was ihm guttut, helfen auch weiterhin, die Sauna zu genießen.
Text: Patricia Pfister