Immer mehr Fitnessstudios und Schwimmbäder haben eine Sauna im Angebot. Da bietet es sich also an, nach dem Training noch in die Sauna zu gehen. Auch Yoga in der Sauna liegt momentan voll im Trend. Sport und Sauna ergänzen sich also sehr gut – wenn man einige Dinge beachtet.
Olympia 1924 in Paris: 45 Grad Außentemperatur. 38 Läufer kämpfen sich durch den Geländelauf, 10.650 Meter müssen sie insgesamt laufen. Nur einer scheint keine Probleme zu haben: Der Finne Paavo Nurmi. Während er ins Ziel läuft, ist keiner seiner Konkurrenten zu sehen. Erst über eine Minute später biegt sein Landsmann Ville Ritola ins Stadion ein. Fast sechs Minuten später torkelt der dritte Mann im Bunde über die Ziellinie. Es steht fest: Die finnische Mannschaft gewinnt Gold! Der Geländelauf geht als „Hitzeschlacht von Colombes“ in die Geschichte ein. Nur 15 von 38 Läufern schaffen es überhaupt ins Ziel. Und es ist nicht der einzige Erfolg, den der finnische Läufer Paavo Nurmi bei den Olympischen Spielen von 1924 zu verzeichnen hat: Er wurde sowohl im 1.500-Meterlauf als auch über die Distanz von 5.000 Meter Olympiasieger, und das innerhalb einer Stunde. Erst 80 Jahre später gelingt dem Marokkaner Hicham El Guerrouj 2004 in Athen ebenfalls ein Doppelsieg über die beiden Mittelstrecken – allerdings in einem Abstand von fünf Tagen. Der Legende nach soll der wortkarge Nurmi, nach dem Geheimnis seines Erfolgs befragt, das Wort „Sauna“ gemurmelt haben. Daraufhin munkelte man, dass Saunieren die sportliche Leistungsfähigkeit steigere. Paavo Nurmi wurde sogar nachgesagt, dass er in der Sauna trainiere. Aber was ist dran an diesem Mythos? Steigert die Sauna bestimmt die Leistungsfähigkeit eines Sportlers? Wie gut passen Sauna und Sport wirklich zusammen?
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Das geschieht in der Sauna
Um diese Fragen beantworten zu können, schauen wir uns zuerst die Wirkung von Saunagängen auf den Organismus an. Die hohe Umgebungstemperatur führt zu Hyperthermie (Überwärmung) des Körpers, die Kerntemperatur steigt um ca. 2 Grad. Dies erhöht die Stoffwechselaktivität so stark, dass der Gesamtenergieumsatz um bis zu 40 Prozent ansteigt. Dieser Effekt ist besonders in den Hautzellen zu beobachten, wo die Zellerneuerung auf Hochtouren läuft. Im Bereich der Muskeln, Knorpel, Sehnen und Bänder führt die Wärme zu einer gesteigerten Durchblutung und raschen Wiederherstellung der Belastbarkeit. Somit sorgt das Saunieren für eine Kompensation der erschöpften Energiespeicher und ermöglicht eine zügige Leistungswieder-herstellung der Muskeln nach intensiver Belastung. Das heißt: Goodbye Muskelkater! Die wohlige Wärme lockert die Verspannungen im Körper. Wenn die sportliche Anstrengung nicht zu groß war, ist der Muskelkater am nächsten Tag wie weggeblasen.
Ähnliche Effekte bringt übrigens auch die Infrarotsauna: Die Tiefenwärme kann durch alle Hautschichten dringen und somit auch auf Muskeln, Sehnen und Bänder treffen. Durch diese Erwärmung werden Muskeln, Sehnen und Bänder flexibel gehalten, wodurch das Verletzungsrisiko während des Sports verringert wird. Darüber hinaus erhöht die Tiefenwärme der Wärmestrahlung den Stoffwechselumsatz und garantiert eine höhere sportliche Belastbarkeit des Körpers. Eine Besonderheit der Infrarotsauna: Diese kann man auch vor dem Sport genießen, und zwar als passive Aufwärmung der Muskulatur. Aber Achtung! Sie ersetzt die klassische Aufwärmung nicht vollständig.
Was es zu beachten gilt
So sinnvoll die Sauna nach dem Training ist, so ungesund kann sie auch sein. Der Saunagang ist in etwa wie ein zweites Training. Regeneration dazwischen ist also sehr wichtig. Nach dem Sport sollte man mindestens 20 Minuten warten, bevor es in die Sauna geht. Da bietet es sich an, erstmal ausgiebig zu duschen und den Körper zu reinigen. Wichtig ist auch, vor dem Saunagang ausreichend zu trinken. Wenn der Körper nach dem Sport wieder im Normalzustand ist, also man ganz normal atmen kann, nicht mehr schwitzt und sich rundum wohlfühlt, ist es Zeit für die Sauna. Dann steht dem gesunden Schwitzen nichts mehr im Wege und das Saunabad kann genossen werden. Zwischen den Saunagängen sollte möglichst keine Flüssigkeit aufgenommen werden, da dadurch der Entschlackungsprozess gestört wird. Erst danach sollte wieder reichlich Wasser getrunken werden.
Yoga in der Sauna
Puh, bei dieser Überschrift rinnen die Schweißperlen schon gleich über die Stirn. Ist dieser neue Trend wirklich so gut, wie ihm nachgesagt wird? Sport bei 80 Grad Raumtemperatur, das kann doch nicht gut sein. Und ja, es stimmt. Bei mehr als 60 Grad turnt niemand. In der Regel werden die Übungen bei 38 bis 45 Grad ausgeführt. Natürlich findet während eines Trainings kein Aufguss statt. Geeignet ist der Trend für jeden, der milde Wärme verträgt. Die unterschiedlichen Saunabewegungsserien kräftigen oder dehnen die Muskeln. Kräftigende Bewegungen verbessern aktiv die gesamte Muskulatur des Körpers. Dehnende Bewegungen in der Wärme der Sauna verbessern schnell und effektiv die Beweglichkeit der Muskeln. Die Saunatrainingsarten bieten sich als Gegengewicht zum stundenlangen Sitzen an, da die Übungen die Beweglichkeit der Wirbelsäule sowie der Schulter-, Hüft- und Kniegelenke verbessern. Die Wärme der Sauna und die im ruhigen Tempo ausgeführten Bewegungen beschleunigen die Erholung von physischer Belastung. Die Stille in der Sauna und die ruhigen Bewegungen helfen dabei, sich auf den Moment zu konzentrieren und den Alltagsstress abzubauen. Klingt also nach einem perfekten Work-out, um dabei den stressigen Alltag hinter sich zu lassen und den Körper zu regenerieren.